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Ein besonderes Projekt in der Buchbinderei – Die Familienchronik von Beat Knabenhans aus Wädenswil

Im Mai 2023, an einem herrlichen Tag in Meran, saß ich mit guten Freunden entspannt am Fluss, der Passer. Wir genossen das schöne Wetter und eine Kugel Eis, als plötzlich mein Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein freundlicher Herr mit einem charmanten Schweizer Dialekt.

Es ist Beat. Beat hatte etwas Besonderes vor und wollte seine Familienchronik in Buchform binden lassen.

Gleich beim ersten Telefonat sprachen wir über seine Ideen und die Umsetzbarkeit dieses außergewöhnlichen Projekts. Für mich ist der erste Kontakt mit einem Kunden immer spannend, und Beat wusste schon genau, was er sich vorstellte.

Kurze Zeit später trafen wir uns persönlich, und Beat erzählte mir begeistert von seiner jahrelangen Arbeit an der Familienchronik. Ich bin immer wieder begeistert und freue mich, wenn Menschen mit so einer Hingabe an einem Projekt arbeiten. Und das über so viele Jahre. In diese Moment wurde mir nochmal bewusst, welchen Stellenwert dieses Projekt und somit diese Bücher haben werden.

Ein Probeexemplar war bereits gedruckt, und sowohl das Format als auch die Seitenanzahl standen fest. Der Grundstein war also gelegt – jetzt begann mein Part.

Meine Aufgabe war es, für die Bücher besondere Materialien auszuwählen und zu organisieren. Wir entschieden uns beispielsweise für ein Zeichenband, das farblich perfekt zum Wappen der Familie passte, und hochwertiges Leder für eine limitierte Sonderausgabe in der Farbe Bordeaux. Von dieser Sonderausgabe in Leder gibt es drei Exemplare.

Auch für die regulären Exemplare galt es, den richtigen Bezugsstoff auszuwählen, der den Charakter und die Bedeutung der Familienchronik unterstreichen würde. Hier hat Beat ein ganz besonderes Material im Kopf. Bukana im Farbton grau. Ich muss zugeben, ich kannte das Material vorher nicht. Als ich es in den Händen hielt, verstand ich warum sich Beat dieses Material gewünscht hat. Die Farbe ist schlicht, und dennoch sehr edel. Die Haptik ist hochwertig und es fühlt sich wunderbar an, die Bücher mit diesem Material in den Händen zu halten.

Da ich das Material nicht kannte, habe ich einen Prägetest gemacht. So konnten wir sicher gehen, dass die Prägefolie später auch auf dem Material hält.

Es ist ein ganz besonderer Moment für mich als Buchbinderin, wenn ein Kunde mit einer so klaren Vision kommt. Diese Klarheit und der Stolz, mit dem Beat von seiner Arbeit und seiner Familiengeschichte erzählte, motivierten mich besonders. Gemeinsam haben wir an den Details gefeilt, bis die Bücher genau das widerspiegelten, was Beat sich gewünscht hatte – seine Familiengeschichte, festgehalten für kommende Generationen.

Was mich besonders gefreut und immer wieder Spaß gemacht hat, waren die Telefonate. Ehrlich gesagt, vermisse ich es ein bisschen. Es macht so Spaß mit Kunden oder soll ich sagen mit Freunden zu sprechen, die für ihr Projekt brennen. Ich mag es, wenn der Kunde "dabei" sein kann, wenn sein Buch gefertigt wird. Viele Kunden finden es spannend und interessant, wenn sie Einblicke bekommen. Das freut mich sehr, und ich versuche so viel wie möglich mit Bildern und Videos zu dokumentieren und zur Verfügung zu stellen. So ein Buch entsteht nicht an einem Tag.

Ich habe mich an die Arbeit gemacht und eine Kalkulation erstellt, Material angefragt, Muster herangeschafft. Natürlich immer in Rücksprache mit Beat.

Den Druck der Bücher hat die Druckerei Memminger Medienzentrum übernommen.

Als die Bogen bedruckt bei mir ankamen, wurden sie erst mal gepresst. Das ist wichtig um die Luft aus den Bogen zu pressen und die Lagen kompakt zum Heften zu machen. Je besser die Bogen gepresst sind, desto besser lassen sie sich verarbeiten. Am Ende des Buches sind als Besonderheit noch Klapptafeln eingebunden worden. Buchbinderisch muss hier darauf geachtet werden, das die Tafeln zum Ausklappen verkürzt sind, so dass beim Vorderschnitt nicht die Klappen aufgeschnitten werden.

Die Buchblöcke wurden nach dem Pressen fadengeheftet und anschließend abgeleimt. Nach dem Trocknen kommt der Vorsatz dran. Als Vorsatz wollte Beat blaues Papier. Jetzt können die Buchblöcke hinterklebt werden. Hinterklebt wird mit Krepppapier. Krepp ist so flexibel, das sich der Buchblock anschließen noch gut runden lässt.

Nach dem Trocknen werden die Buchblocks dreiseitig beschnitten.

Jetzt kann gerundet werden.

Nun werden die Buchblocks mit zwei Zeichenbändern und Kapitalband versehen. Auch hier gibt es wieder eine kleine Besonderheit. Die Zeichenbänder und Kapitalbandfarben richten sich nach den Farben im Familienwappen. So kommt es, dass am Kopf ein rotes und am Fuß ein grünes Kapitalband angebracht wurde. Das Ganze wird noch mal mit Kraftpapier hinterklebt, um die Rundung zu stabilisieren und den Block in dieser Form zu stärken.

Als der Buchblock fertig war, konnte ich mit den Buchdecken beginnen.

Noch eine weitere Besonderheit bei diesen 3 Lederbänden war, dass am Ende des Buches eine Tasche eingearbeitet wird, in die Falttafeln eingesteckt werden konnten. Das bedeutet, beim Ausmessen der Rückeneinlage muss ein Platzhalter geschaffen werden, der später das Volumen der Originale hat.

Für die Sonderausgaben wurde das Leder gespalten, die Kanten und der Falz ausgeschärft. So lässt sich das Leder gut verarbeiten und um die Kanten umschlagen. Je dünner das Leder ausgeschärft wird, desto weniger trägt es später auf.

Den Buchrücken zieren Bünde. Die Bünde am Rücken entstanden früher durch die Heftung auf Kordel. Da sich Bünde als schönes Zierelement gemacht haben, gibt es die Möglichkeit "Falsche Bünde" anzubringen. Dazu wird verstärktes Leder auf die Rückeneinlage geklebt und anschließend mit dem Leder überzogen. Das Leder sollte an diesen Stellen auch etwas vorgearbeitet werden, damit es sich schön um die Bünde legen kann. Beim Überziehen werden die Kanten nochmal gesondert ausgeformt. Nach dem Trocknen geht es weiter zum Prägen.

Die Lederausgaben haben eine Prägung in Gold auf dem vorderen Buchdeckel. Die Zierlinien mit einer Blindprägung ergeben ein edles Erscheinungsbild.

Die Buchdecke mit den Bukana Überzügen bekam eine Silberprägung auf der Vorderseite und dem Buchrücken. Der Kontrast zwischen der silbernen Prägung und dem grauen Überzugs ist wunderbar und sehr edel. Hier bekommen die Bücher später noch einen Schutzumschlag.

Nun kommt der spannende Teil. Der Buchblock wird in die Buchdecke eingehängt. Beim Anpappen und pressen muss man durch die Tafeln am Ende des Buches sehr vorsichtig sein, dass möglichst wenig Abdrücke entstehen, da die Seiten verkürzt sind. Dennoch muss das Buch gepresst werden, um das Vorsatz mit der Buchdecke zu verbinden. Die Bücher dürfen nach dem Falz einbrennen noch über Nacht trocknen. Zum Trocknen wird ins Vorsatz ein Blatt Karton eingelegt, damit die Feuchtigkeit nicht in den Buchblock eindringen kann. So werden die Bücher leicht gepresst getrocknet.

Am nächsten Tag, können die Bücher aus der Presse geholt, das Blatt entfernt und bestaunt werden. Nun sind die Bücher vollständig getrocknet.

Der Schutzumschlag kann umgelegt werden. Die Lederausgaben bekamen noch jeweils einen Schuber.

Nach dem vollständigen Trocknen kann Maß am Buch genommen werden, um einen Schuber in genauer Passform zu fertigen.

Zum Schutz der Lederdecke, wurde der Schuber innen mit Molton ausgekleidet. Molton ist schön weich und verhindert das Verkratzen oder Beschädigen der Buchdecke.

Die Kante des Schubers wurde in Leder eingefasst. Überzogen wurde der Schuber mit Leinen.

Auch der Schuber wird über Nacht getrocknet. Und dann kommt der Moment der Wahrheit. Passt das Buch noch in den Schuber und die noch wichtigere Frage, kommt das Buch aus dem Schuber wieder raus?

Der Schuber sollte so passen, dass das Buch mit leichtem Schütteln aus dem Schuber heraus gleitet. Perfekt.

Nun werden die Bücher verpackt und können auf den Weg gebracht werden.

Ich durfte die Bücher persönlich überbringen. Was für eine Ehre. Wie gespannt ich war, wie Beat diese Bücher gefallen werden. Ich liebe den Moment.

Solche Projekte machen meinen Beruf zu etwas Einzigartigem und Erfüllendem. Es ist nicht nur das Handwerk, sondern auch die persönliche Verbindung zu den Menschen und Geschichten, die mein Herz für die Buchbinderei höherschlagen lassen.

Das durfte ich auch bei der Buchvernissage in der Villa Rosenmatt in Wädenswil von Beat erleben. Wie habe ich mich über diese Einladung gefreut. Immer wieder mal hatten wir Kontakt, aber als ich diese Einladung zur Buchvorstellung bekommen habe, fühlte ich mich sehr geehrt. Klar, dass ich diesen Termin mit großer Freund wahrgenommen habe.

Es war ein Freitag, bestes Wetter, ein Träumchen durch die schöne Schweiz zu fahren. Mit Vorfreude ging es zur Villa Rosenmatt. Ich habe mich rießig gefreut Beat wieder zu sehen.

Die Atmosphäre war super und wieder konnte man sehen, welch ein Projekt Beat dort auf die Beine gestellt hatte. Beat teilte uns spannende Informationen zur Entstehung der Familienchronik mit. Ein weiteres Highlight des Abends war der Auftritt eines Minnesängers, der mit seinen Liedern und mittelalterlichen Klängen die Anwesenden bereicherte.

Für mich war es eine ganz besondere Ehre, Teil dieses bedeutenden Moments zu sein. Die Veranstaltung bot nicht nur die Gelegenheit, das fertige Buch zu bewundern, sondern auch, die Leidenschaft und die Mühe von Beat zu würdigen. Die Buchvorstellung war ein wunderschöner Abend voller Austausch und Wertschätzung – ein echtes Highlight für alle, die dabei sein durften.

Und dann bekam ich nochmal Post aus der Schweiz. Dieser Artikel hat mich erreicht. Ein Bericht über diesen wunderbaren Abend, dieses wunderbare Projekts, welches Beat da auf die Beine gestellt hat.

Vielen Dank, lieber Beat, dass ich Dich bei diesem wunderbaren Projekt unterstützen durfte. Es war mir eine Ehre.